„Und was kommt nach dem Flamingo?“ – oder warum Du die Asana-Namen lernen solltest!

„Und was kommt nach dem Flamingo?“ – oder warum Du die Asana-Namen lernen solltest!

„Und was kommt nach dem Flamingo?“ fragte mich eine Yoga-Schülerin kürzlich. Häää??

Ich war erstmal ein wenig überfordert, bis wir dann beide in Gelächter ausbrachen …

Den Flamingo gibt es  – soweit ich weiß – nicht im Yoga. Ziemlich sicher gibt es ihn auf jeden Fall nicht im Ashtanga-Yoga. Was sie meinte war „Ardha Baddha Padmottanasana“. Ohhh Mann – was für ein Zungenbrecher! Und genau deswegen taufte sie die Position kurzerhand „der Flamingo“ – was ja irgendwie auch sehr naheliegend ist, da man ja wie ein Flamingo nur auf einem Bein steht. Nur ich wusste leider nicht was gemeint war!

Immer wieder ist es für Ashtanga-Schüler eine riesengroße Hürde, sich die so ungewohnt klingenden Sanskrit-Namen der einzelnen Haltungen einzuprägen. Auf so vielen Wegen habe ich schon versucht, meinen Schülern das Lernen der Namen schmackhaft und so einfach wie möglich zu machen. Ich versuche sie so oft wie möglich zu benutzen, damit diese fremden Laute geläufig werden. Wir haben sie – wie die in Indien übliche Lehrmethode – gemeinsam immer wieder im Chor runtergesunken. Ich habe in stundenlanger Arbeit Handouts gebastelt, auf denen ich neben jeden Asana-Namen Bildchen geklebt habe …

Alles bisher erfolglos!!

Ja, ich weiß, das Lernen ist mühsam und macht auch nicht viel Spaß. Außerdem ging es bis jetzt ja irgendwie auch immer so – ohne die Namen zu benutzen. Und dann gibt es ja eigentlich auch noch die deutschen Namen, wie z. B. „das Brett“, „der Baum“ oder „das Dreieck“. Wäre das nicht eine gute Lösung, schließlich lassen sich die deutschen Begriffe doch viel leichter merken!?

Warum sich die Mühe lohnt, die Sanskrit-Begriffe zu lernen und welche Vorteile es Dir bringt, möchte ich Dir in diesem Beitrag  ein wenig näher bringen. Vielleicht hilft es Dir die nötige Motivation aufzubringen, Dir doch die Mühe zu machen, die Namen zu lernen.

Fachsprache

Immer wenn man etwas professionell lernt, gehört eine jeweilige Fachsprache dazu. Sie zeichnet den Profi aus, unterscheidet ihn letztlich deutlich vom Amateur. Sei es der Elektriker, der spezielle Begriffe verwendet, der Mechaniker oder ganz besonders deutlich wird es natürlich bei den medizinischen Berufen. Überall ist dies selbstverständlich, um eine klare und möglichst missverständnislose Kommunikation möglich zu machen. Auch in den fernöstlichen Kampfkünsten wie Taekwondo etc. gibt es individuelle Fachausdrücke. Genauso also auch im Yoga.

Wenn Du etwas professionell lernst, lernst Du also auch die Begrifflichkeiten professionell. Es reicht dann nicht mehr aus zu sagen „die Haltung wo ein Bein lang ist und das andere gebeugt“. Nein, das führt  nur zu Missverständnissen und ist außerdem total umständlich. Der Apfel ist schließlich auch ein Apfel und nicht ein grünes rundes Ding, das am Baum wächst.

Es gibt im Yoga unendlich viele Asanas. Im Ashtanga-Yoga, sind sich zudem viele Asanas auch noch sehr ähnlich. Der Lehrer einer Mysore-Klasse muss dann erstmal verstehen was Du genau meinst, immer wieder nachfragen, bis Du es ihm dann schließlich vormachst, damit er dann auch wirklich weiß was gemeint ist. Das kostet Zeit und Nerven.

Warum so kompliziert?? Wenn Du den Sanskrit-Namen benutzt, weiß Dein Lehrer direkt was Du meinst und kann sofort auf Dich eingehen.

Fachsprache hat also den klaren Vorteil in meist knapper Form unmissverständlich auszudrücken was gemeint ist.

One world

Ashtanga Yoga kommt aus der Stadt Mysore in Südindien und hat sich von dort aus in alle Welt verbreitet. Mittlerweile gibt es auf unserer Erde kaum mehr ein Land in dem nicht mindestens eine Ashtanga-Shala existiert. Wenn Du Dich also außerhalb Deutschlands aufhältst und dort zum Praktizieren in eine Shala gehst, möchtest Du dort ja auch verstanden werden. Wenn Du dann in der jeweiligen Landessprache was von „der Haltung wo ein Bein lang und das andere gebeugt ist“ erzählst, wirst Du erstens sicherlich nicht verstanden werden und zweitens wahrscheinlich für eine sehr amüsierte Reaktion sorgen.

Warum also nicht einfach die schöne alte Fachsprache Sanskrit verwenden? Schwupp, schon sind Verständigungsprobleme auf der ganzen Welt passé, von Chile bis Japan, überall wird „Janu Sirsasana“ verstanden! Du musst dann auf Englisch nicht viel mehr als vielleicht „inhale / exhale“ und „one, two, three, four, five“. verstehen, schon kannst Du problemlos in jede Ashtanga-Shala dieser Welt gehen und dort praktizieren. Ist das nicht wunderbar???

Wie bekomme ich die Begriffe in meinen Kopf?

So langsam glaube ich, es hilft nur ein einziger Weg: man muss die Namen letztendlich einfach stur auswendig lernen!

Dabei hilft es sehr, sich die einzelnen Wortteile verständlich zu machen, z. B. das immer wieder vorkommende „pada“ bedeutet „Fuß“, „padma“ heißt „Lotus“, „hasta“ „Hand“ usw. Im Übungsbuch von David Swenson sind für jedes Asana die einzelnen Wortteile aufgegliedert und ins deutsche übersetzt. Mir hat diese Herangehensweise sehr geholfen.

Nimm Dir am Besten nicht zu viele Asanas auf einmal vor. Teile sie Dir ein, an einem Tag die Sonnengrüße mit all ihren Asanas, am nächsten wiederhole diese nochmal. Ein paar Tage später die erste Hälfte der Stehhaltungen, dann die zweite Hälfte usw.

Trau Dich die Begriffe zu benutzen

Es wird Dir allerdings nicht viel helfen, im stillen Kämmerlein die Worte vor Dich hinzusprechen. Trau Dich sie in der Shala zu benutzen!! Wann immer möglich, sprich die Namen aus, benutze sie! Durch die Verbindung mit dem Tun, also mit der Ausführung des jeweiligen Asanas, wirst Du am schnellsten lernen.

Hab keine Scheu, keiner wird Dich auslachen wenn Du den falschen Namen verwendest oder wenn Du sie etwas holprig aussprichst! (Falls doch, ist das vielleicht ein Moment zu überdenken ob dieser Lehrer der Richtige für Dich ist!?) Normalerweise wird sich Dein Lehrer freuen, dass Du es versuchst und Dich dabei unterstützen, indem er den Namen nochmal mit der korrekten Aussprache wiederholt. Sanskrit ist übrigens für uns Deutschsprachige relativ einfach auszusprechen, die Japaner oder die Chinesen haben es da um einiges schwerer!

Also los geht’s, setz Dich hin und lerne am besten heute noch die ersten 5 Namen! Nur fünf neue Worte – das ist machbar!!

Solltest Du noch kein Ashtanga-Buch besitzen, guck doch mal in meine Buchempfehlungen für Ashtangis rein, vielleicht ist da ja was für Dich dabei. Wenn Du Schüler von Ashtanga Yoga Allgäu bist, kannst Du uns auch jederzeit gerne auf die Handouts ansprechen!

Viel Spaß beim Lernen und Benutzen der Sanskrit-Namen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert